Das Internet ist heute ein selbstverständlicher Teil unseres Alltags. Wir buchen Reisen online, erledigen Bankgeschäfte am Smartphone, kaufen Produkte in Webshops und lesen Nachrichten auf verschiedensten Webseiten. Damit alle Menschen diese digitalen Angebote nutzen können, braucht es digitale Barrierefreiheit. Sie stellt sicher, dass auch Menschen mit Einschränkungen, etwa mit Sehbehinderung, Hörbehinderung oder motorischen Beeinträchtigungen, die gleichen Chancen haben, Informationen und Dienstleistungen online zu nutzen. Barrierefreiheit betrifft nicht nur klassische Webseiten, sondern auch Apps und Internetseiten öffentlicher Stellen. In diesem Blog findest du einen Überblick über digitale Barrierefreiheit im Internet und wertvolle Tipps, wie du deine Website für alle zugänglich machen kannst.
Barrierefreiheit wird Pflicht: Was Unternehmen wissen müssen
Seit Juni 2025 ist der European Accessibility Act in der gesamten EU gültig. In Österreich wurde er durch das Barrierefreiheitsgesetz umgesetzt. Damit wird Barrierefreiheit nicht nur zu einer moralischen, sondern auch zu einer rechtlichen Verpflichtung.
Das bedeutet konkret, dass Webseiten, Apps und digitale Dienste so gestaltet sein müssen, dass sie ohne Hindernisse genutzt werden können. Dies gilt für alle Menschen, egal ob mit oder ohne Behinderung. Unternehmen sind verpflichtet, klare Standards einzuhalten, damit ihre digitalen Angebote zukunftsfähig bleiben. Mehr Hintergrundwissen zum Gesetz und den Chancen, die es für Unternehmen bietet, finden Sie in unserem Blogbeitrag: Barrierefreiheit Website: Das Barrierefreiheitsgesetz Österreichs 2025 als Chance.
Was passiert, wenn Webseiten nicht barrierefrei sind?
Wer die digitale Barrierefreiheit ignoriert, baut Hürden auf, die Menschen ausschließen. Digitale Barrieren führen nicht nur zur Diskriminierung, sondern ab 2025 auch zu einem Gesetzesverstoß. Fehlende Anpassungen können zu hohen Strafen führen. Zudem riskieren Unternehmen ihr Image, da eine barrierearme Website signalisiert, dass nicht alle willkommen sind. Im Wettbewerb um Nutzer:innen ist das ein klarer Nachteil, denn immer mehr Menschen erwarten, dass Internetseiten inklusiv gestaltet sind.
Digitale Barrierefreiheit in der Hosentasche: Smartphones als Alltagshelfer
Moderne Smartphones bieten heute zahlreiche integrierte Funktionen, die den Alltag für Menschen mit Behinderungen erleichtern. Diese Hilfsmittel sind direkt im Betriebssystem verfügbar und können individuell angepasst werden, sodass keine zusätzlichen Geräte notwendig sind.
Ein zentrales Beispiel sind Screenreader, die Texte auf dem Bildschirm vorlesen und damit blinden oder stark sehbehinderten Personen den Zugang zu Apps, Webseiten und Nachrichten ermöglichen. Auch die Bedienung per Tastatur oder Sprachsteuerung ist auf vielen Geräten selbstverständlich. Dadurch können Smartphones vollständig ohne Touchscreen gesteuert werden.
Für Menschen mit Sehbehinderung gibt es praktische Tools wie digitale Lupen, die die Smartphone-Kamera als Vergrößerungsglas nutzen. Zusätzlich lassen sich Kontraste verstärken, Schriftgrößen anpassen oder Inhalte im Hochkontrastmodus darstellen, sodass Informationen besser erkennbar sind.
Auch für Nutzer:innen mit Hörbehinderung gibt es hilfreiche Funktionen. Untertitel lassen sich für Videos und Videotelefonate aktivieren, und spezielle Hörhilfefunktionen übertragen Geräusche oder Sprache direkt auf gekoppelte Kopfhörer oder Hörgeräte.
Einige Smartphones bieten außerdem Funktionen, mit denen gesprochene Sprache in Echtzeit in Text umgewandelt oder Texte als Sprachnachricht vorgelesen werden. Solche Features helfen nicht nur Menschen mit Einschränkungen, sondern auch allen anderen Nutzer:innen. Zum Beispiel, wenn man in einer lauten Umgebung kommunizieren möchte oder die Hände gerade nicht frei hat.
Warum digitale Barrierefreiheit auf Websites allen zugutekommt
Digitale Barrierefreiheit ist weit mehr als ein Gesetz. Sie verbessert das Nutzungserlebnis, also die User-Experience, für alle. Als User Experience versteht man das gesamte Nutzungserlebnis einer Website, also wie leicht verständlich, zugänglich und angenehm sie für die Nutzer:innen ist. Viele Funktionen, die ursprünglich für Menschen mit Behinderung entwickelt wurden, sind heute längst im Alltag angekommen.
Untertitel sind beispielsweise nicht nur für gehörlose Menschen wichtig. Sie sind auch dann praktisch, wenn Videos in lauten Umgebungen abgespielt werden. Webseiten, die sich komplett mit der Tastatur steuern lassen, helfen nicht nur Menschen mit motorischen Einschränkungen. Sie sind auch für erfahrene Anwender:innen nützlich, die schnell und effizient arbeiten wollen. Klare Strukturen, lesbare Schriftgrößen und Alternativtexte für Bilder unterstützen nicht nur Screenreader. Sie verbessern gleichzeitig auch die Sichtbarkeit einer Website in Suchmaschinen. Barrierefreiheit führt somit zu weniger Hindernissen, besserer Usability und einer deutlich höheren Reichweite.
Sieben Tipps für barrierefreie Webseiten
Barrierefreie Webseiten sind so gestaltet, dass sie von allen Menschen genutzt werden können. Die folgenden Tipps helfen, deine Website Schritt für Schritt inklusiver zu gestalten.
1. Webseiten mit der Tastatur nutzbar machen
Alle Funktionen einer Website sollten auch ohne Maus bedienbar sein. Teste dies, indem du deine Seite ausschließlich mit der Tabulatortaste steuerst. Achte darauf, dass Fokus-Markierungen wie sichtbare Rahmen vorhanden sind, damit Nutzer:innen jederzeit sehen können, an welcher Stelle sie sich gerade befinden.
2. Alternativtexte für Bilder verwenden
Jedes Bild auf einer Website sollte mit einem beschreibenden Alternativtext versehen werden. Schreibe beispielsweise „Mitarbeiterin im Büro, die einen Laptop benutzt“ statt nur „Bild“. Alternativtexte sind für blinde Menschen unverzichtbar. Sie verbessern gleichzeitig die Auffindbarkeit deiner Seite in Suchmaschinen. Mehr zum Thema Alternativtexten findest du in unserem Blogbeitrag.
3. Klare Überschriften-Struktur aufbauen
Baue die Überschriften auf deiner Website logisch und hierarchisch auf. Die Hauptüberschrift sollte als H1 ausgezeichnet sein. Wichtige Abschnitte folgen als H2 und Unterpunkte als H3.
Diese klare Struktur erleichtert den Überblick für alle Leser:innen. Sie ermöglicht auch Screenreadern, die Inhalte der Seite besser zu erfassen.
4. Kontraste und Lesbarkeit prüfen
Verwende ausreichend hohe Farbkontraste, damit Texte und wichtige Inhalte gut erkennbar sind. Der Kontrast zwischen Text und Hintergrund sollte mindestens ein Verhältnis von 4,5:1 haben.
Achte außerdem darauf, dass Schriftgrößen anpassbar sind und klare, serifenlose Schriften verwendet werden. Mithilfe von Online-Tools wie einem Contrast Checker kannst du einfach prüfen, ob deine Website diesen Anforderungen entspricht.
5. Aussagekräftige Linktexte nutzen
Gestalte Linktexte so, dass sofort erkennbar ist, wohin der Link führt. Schreibe beispielsweise „Mehr über unsere barrierefreien Dienstleistungen erfahren“ anstelle von allgemeinen Formulierungen wie „Hier klicken“. Dies macht die Navigation verständlicher, insbesondere für Nutzerinnen und Nutzer von Screenreadern.
6. Untertitel und Transkripte für Medien bereitstellen
Stelle sicher, dass alle Videos Untertitel enthalten und Podcasts ein vollständiges Transkript haben. Dies hilft gehörlosen Menschen, Inhalte vollständig zu erfassen. Es ist aber auch für alle anderen praktisch, wenn Videos oder Podcasts ohne Ton konsumiert werden, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln.
7. Lesbarkeit erhöhen
Einfache Sprache führt zur Verständlichkeit und Barrierefreiheit von Informationen zu erhöhen. Wer Texte nicht versteht, wird in Bereichen des öffentlichen und sozialen Lebens ausgeschlossen und hat nur eine eingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe. Einfache Sprache wirkt dem entgegen. So können Menschen selbstbestimmte und informierte Entscheidungen treffen. Zusätzliche Tipps, die Menschen mit Lese- und Rechenschwäche helfen, Inhalte leichter zu erfassen, findest du in unserem Blog zum Thema: Einfache Sprache: woraus es ankommt.
Eindeutige und verständliche Sprache verwenden
Verwende einfache und klare Sprache, damit komplexe Inhalte für alle verständlich bleiben. Füge Zusatzinformationen ein, um Zahlen oder Fachbegriffe zu erklären. Zum Beispiel „5 % – das sind 5 von 100 Haushalten“, anstatt nur „5 %“. So machst du deine Inhalte für ein breiteres Publikum verständlicher.
Einheitliche Schreibweise für Abkürzungen
Achte bei Abkürzungen wie „d. h.“ oder „u. a.“ darauf, immer normale Leerzeichen zwischen den Punkten und nachfolgenden Buchstaben zu setzen. Diese Schreibweise verbessert die Lesbarkeit, besonders für Menschen mit einer Leseschwäche. Sie sorgt außerdem dafür, dass Screenreader die Abkürzungen korrekt vorlesen können.
Währungen korrekt ausschreiben
Währungen sollten immer vollständig ausgeschrieben werden. Weiters sollte ein Leerzeichen zwischen Zahl und Währung hinzugefügt werden. So wird „100 Euro“ korrekt dargestellt. In Tabellen oder Exporten darf auch der ISO-Code genutzt werden, zum Beispiel „EUR 100“. Vermeide jedoch, nur das Symbol wie „€100“ zu verwenden, da Screenreader dies oft nicht korrekt vorlesen können. Besonders für blinde und sehbehinderte Menschen ist diese klare Schreibweise wichtig.
Einheiten und Zahlen klar darstellen
Schreibe immer zuerst die Zahl, gefolgt von einem normalen Leerzeichen und dann der Einheit. Beispiele dafür sind „50 kWh“, „100 cm“ oder „30 %“. Verwende außerdem die Einheiten immer im Singular. Also „100 cm“ und nicht „100 cms“. Große Zahlen sollten zur besseren Lesbarkeit mit Punkten getrennt werden, also lieber „100.000“ schreiben statt „100000“. Dezimalstellen werden nur verwendet, wenn es für das Verständnis unbedingt nötig ist. Statt „5,20“ sollte daher „5,2“ geschrieben werden. Diese klare und konsistente Schreibweise erleichtert allen Nutzer:innen das Lesen und Verstehen, besonders Personen mit einer Rechenschwäche.
Die vier Prinzipien der digitalen Barrierefreiheit
Barrierefreiheit basiert auf vier grundlegenden Prinzipien, die als internationale Standards definiert sind. Sie helfen dabei, Webseiten so zu gestalten, dass sie für alle Menschen nutzbar sind, unabhängig von Einschränkungen oder verwendeten Technologien.
Wahrnehmbar
Die Inhalte einer Website müssen für alle Nutzer:innen wahrnehmbar sein. Das gelingt zum Beispiel durch Textalternativen für Bilder, Untertitel für Videos und Audiodeskriptionen für audiovisuelle Inhalte. Auch die Möglichkeit, Schriftgrößen anzupassen oder Inhalte in kontrastreichen Farben darzustellen, gehört dazu. So wird sichergestellt, dass Menschen mit unterschiedlichen Sinneseinschränkungen Inhalte erfassen können.
Bedienbar
Alle Kontrollelemente und Funktionen müssen einfach und zuverlässig bedienbar sein. Webseiten sollten vollständig per Tastatur oder mit assistiven Technologien wie Screenreadern steuerbar sein. Außerdem müssen Nutzer:innen genügend Zeit haben, um Inhalte zu lesen und zu verstehen. Vermeiden Sie blinkende Elemente oder Animationen, die gesundheitliche Probleme wie epileptische Anfälle auslösen könnten. Eine logische Fokus-Reihenfolge, wie zum Beispiel verständliche Linktexte, klare Überschriften und eindeutige Beschriftungen, helfen dabei, die Bedienung zu erleichtern.
Verständlich
Die Informationen und die Bedienung der Website müssen klar und nachvollziehbar sein. Eine konsistente Navigation hilft den Nutzer:innen, sich leicht zurechtzufinden. Unterstütze deine Besucher:innen außerdem durch Eingabehilfen und eine gute Fehlererkennung, um Missverständnisse und falsche Eingaben zu vermeiden. Einfache Sprache und klare Strukturen sind hier besonders wichtig.
Robust
Die Inhalte sollten so robust gestaltet sein, dass sie zuverlässig von einer Vielzahl an Endgeräten und assistiven Technologien interpretiert werden können. Dazu gehören Screenreader, Braillezeilen oder Sprachausgabesysteme. Nur wenn Inhalte technisch einwandfrei umgesetzt sind, können sie in der gesamten Bandbreite digitaler Geräte korrekt angezeigt werden.
Barrierefreiheit als Teil der Unternehmenskultur
Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, das mit dem Launch einer neuen Website abgeschlossen ist. Sie ist ein fortlaufender Prozess, der sich ständig an neue Technologien, Geräte und Nutzerbedürfnisse anpassen muss. Damit Barrierefreiheit langfristig erfolgreich umgesetzt werden kann, sollte sie von Anfang an Teil der Unternehmenskultur sein.
Ein erster wichtiger Schritt ist die regelmäßige Schulung der Teams. Designer:innen, Entwickler:innen, Redakteur:innen und Projektmanager:innen benötigen ein gemeinsames Grundverständnis dafür, was Barrierefreiheit bedeutet und welche Standards einzuhalten sind. Schulungen können dabei helfen, Wissen aktuell zu halten und Missverständnisse zu vermeiden. Wenn alle Teammitglieder die gleichen Grundlagen kennen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Barrieren unabsichtlich entstehen.
Ein großer Mehrwert entsteht, wenn Menschen mit Behinderungen aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Ihr Feedback zeigt nicht nur auf, wo Probleme bestehen, sondern liefert auch wertvolle Impulse für innovative Lösungen. So werden Webseiten und digitale Anwendungen nicht nur theoretisch barrierefrei, sondern auch praktisch nutzbar. Testläufe mit Screenreader-Nutzer:innen oder Personen mit motorischen Einschränkungen machen sichtbar, wie sich eine Seite im echten Alltag anfühlt.
Unternehmen, die Barrierefreiheit als Teil ihrer Werte verankern, profitieren gleich doppelt. Zum einen erfüllen sie die gesetzlichen Anforderungen, etwa durch den European Accessibility Act, und vermeiden Strafen. Zum anderen senden sie ein starkes Signal nach außen: Sie zeigen, dass ihnen Inklusion und gleiche Chancen für alle wichtig sind. Das steigert das Vertrauen der Kund:innen und stärkt die Marke.
Jetzt auf eine barrierefreie Website setzen
Seit Juni 2025 ist die Umsetzung barrierefreier Webseiten aufgrund von neuen Richtlinien verpflichtend. Doch Barrierefreiheit ist nicht nur ein Gesetz, sondern ein Qualitätsmerkmal für digitale Kommunikation. Sie eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, neue Zielgruppen zu erreichen, Diskriminierung zu vermeiden und die eigene User Experience nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig profitieren auch die Kund:innen: Sie erleben einen inklusiven Online Auftritt, der Vertrauen schafft und Zugang für alle ermöglicht. Das steigert Reichweite und Akzeptanz, macht Unternehmen attraktiver und hilft, langfristig mehr Menschen zu erreichen.
Wir bei datenwerk begleiten dich und dein Unternehmen, die Websites barrierefrei zu gestalten und damit die digitale Barrierefreiheit Stück für Stück zu erhöhen. In individuellen Beratungen unterstützen wir dich bei der Umsetzung von neuen Standards, beraten dich im Hinblick auf Barrierefreiheit und helfen, Projekte so aufzusetzen, dass alle Nutzergruppen einbezogen werden.
Wenn du deine digitale Präsenz für alle Menschen zugänglich machen möchten, melde dich gerne bei uns. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass deine Website inklusiv, zukunftssicher und ohne Hürden gestaltet ist.